Freitag, 8. Mai

„Herr, lass mir deine Barmherzigkeit widerfahren, dass ich lebe.“ (Psalm 119, 77)

Ein Gebet, das manchmal beantwortet wird - und manchmal nicht.

Manchmal spüre ich sie, die Barmherzigkeit - ohne dass ich genau sagen könnte, worin sie eigentlich besteht. Und manchmal spüre ich nichts - aber ich weiß nicht, was ich eigentlich vermisse.

So könnte ich jammern - aber ein Blick auf mein Leben zeigt mir, dass es viele Momente gibt, in denen die Barmherzigkeit Gottes über uns kommt.

Heute vor 75 Jahren war so ein Moment - ein ganzer Tag, der Beginn einer neuen Zeit. Der unbarmherzige Krieg war zu Ende - neues Leben für die, die noch am Leben waren.

Jede Genesung von Krankheit ist so ein Moment. Jede Begegnung mit Menschen, die ich liebe. Jede Befreiung von Angst und jeder Augenblick, in dem ich über das Leben lachen kann.

Mein Leben ist voll von deiner Barmherzigkeit, Gott.

Wenn ich durcheinander wirbele, taumele und ins Fallen kommen - dann richtest du mich wieder auf.

Wenn ich ins Straucheln gerate und den Weg nicht mehr sehe - dann richtest du mich neu aus.

Wenn ich die Hoffnung verliere und Verzweiflung mich umspült - dann trägst du mich auf der Woge in neues Leben.

Danke, dass es dich gibt. Amen.

Stephanie Wegner