„Ich will die Finsternis vor ihnen her zum Licht machen und das Höckerige zur Ebene.“ (Jesaja 42, 16)
Aus dunkel mach hell - aus schwierig einfach. So einfach. Aber oft nicht für uns. Da ist es schwierig, aus der Dunkelheit wieder herauszufinden. Schwierig, aus der Trauer zurück ins Leben zu finden. Schwierig, nach der Trennung wieder Liebe zuzulassen. Schwierig, nach der Krankheit wieder gesund zu werden.
Jeder einzelne von uns kennt solche Situationen - und alle gemeinsam erleben wir sie in den vergangenen Tagen. Trotz aller Frühlingssonne schien mir der Tag immer ein wenig dunkler als er sein könnte, der Weg immer ein bisschen holpriger als es sein sollte. Corona hatte alles im Griff - nicht nur mein Leben, auch meine Gedanken.
Heute, wenn ich das hier schreibe, ist es hell. Um mich - und in mir. Und nicht nur in mir.
Ich habe die Pressekonferenz am 5. Mai gesehen - und einen Ministerpräsidenten, der lacht.
Der mit seinen Ankündigungen ein Stück Licht in mein Leben bringt. Ich darf meine Eltern wieder besuchen - einfach so. Ich darf nach draußen - einfach so. Ich darf mich freuen auf Nachmittage im Biergarten und sonnige Tage in Freiheit. Die Kinder können anfangen, die Tage zu zählen bis zum Schulbeginn, bis zur Rückkehr in den Kindergarten.
Corona ist nicht weg - aber wir haben unser Leben zurück - zumindest ein Stückchen davon.
https://www.youtube.com/watch?v=mwRMT2_pi9c
Und schon mache ich die Ebene wieder höckerig - schon ist mir das Licht zu hell. Schon kehrt die Angst zurück: Ist es wirklich schon so weit? Ist es nicht noch zu früh für all diese Lockerungen? Vor einer Woche noch konnte es mir nicht schnell genug gehen - und jetzt sitze hier und beschwöre neue Düsternis in Furcht herauf.
Und ich merke: alleine die menschliche Ankündigung von neuem Licht reicht nicht aus. Auch ein Ministerpräsident taugt nur bedingt zum Lichtträger. Das Licht, das mir bleibt - und das mir keine neue Dunkelheit verstellt - das ist Gottes Licht. Ist Gottes Wort. In ihm wird uns besuchen das aufgehende Licht aus der Höhe, wird erscheinen auch denen, die in Finsternis und Todesschatten sitzen - und unsere Füße auf den Weg des Friedens richten. (Lukas 1) Amen.
Stephanie Wegner