27.02.2022 - Estomihi

Predigt zu Mk 8, 27-38

 

Petrus kann einem schon leid tun.

Endlich hat er erkannt, wer Jesus ist. Hat die Zeichen gesehen und richtig gedeutet.

„Du bist der Christus!“ Missverständnis ausgeschlossen.

Nicht der zurückgekehrte Elias. Nicht der wiedergeborene Johannes Täufer. Kein Prophet wie andere. Sondern der Christus.

Der Gesalbte.

Der Gesandte Gottes.

Der Heiland. Der Erlöser.

Und Petrus hat es erkannt.

Und bekannt.

Als erster: „Du bist der Christus!“

Voller Inbrunst und Überzeugung.

 

Und trotzdem ist alles falsch.

Mal wieder.

Gut gemeint - aber nichts begriffen.

Er hat erkannt. Bekannt. Aber die Situation völlig verkannt.

 

So wie wir auch?

Wir kennen Jesus als den Christus - von Kindheit an. Durch Geschichten. Durch  Überlieferung. Durch eigenes Erleben.

Wir bekennen Christus als den Sohn Gottes. Unseren Erlöser. Den Retter der Welt. Jeden Sonntag.

Aber was folgt daraus?

 

Christus hält nicht hinter dem Berg mit seiner Verkündigung. Er redet das Wort frei und offen.

Aber das ist gefährlich. Es führt ihn geradewegs in Kreuz und Tod.

Die Welt kann nur geheilt werden, wenn er selbst das Unheil auf sich nimmt.

Das ist seine Aufgabe - das ist sein Leben.

Für Petrus ist er ein großer Schatz - den er beschützen muss. Sich bewahren muss.

Der nicht in Berührung kommen darf mit der Realität. Der Heilsbringer muss selber heil bleiben.

Er darf nicht angegriffen werden - nicht gefährdet werden.

Petrus will den Christus  bewahren, den er sieht. Den die Menschen erwarten. Auf den sie hoffen. Der attraktiv ist und Strahlkraft hat. Der stark ist und unangefochten.

Mit dem das Leben schöner ist. Bunter. Leichter.

Einfacher.

Er sucht das Heil der Welt in der heilen Welt unseres Kinderglaubens.

Ein menschliches Bedürfnis.

Und genau deswegen falsch.

 

Ich finde mich wieder in diesem Petrus. Dem Versucher.

Erliege selbst der Versuchung, nur meinen Christus zu bekennen. Den ich schon kenne. Den ich habe, wenn die Welt um mich herum heil ist.

Den möchte ich in Watte packen - damit er nirgends aneckt. Keine Schrammen abkriegt. Sich nicht abnutzt. Von der Realität nicht auf die Probe gestellt wird.

Damit mein Bekenntnis nicht auf die Probe gestellt wird.

 

Das Heil der Welt ist gut zu erkennen in den Zeichen der Schönheit, den Wundern des Lebens.

Es ist weniger gut zu finden im Angesicht des Todes - mit Bombengedröhn in den Ohren, mit einer Welt vor Augen, die droht, zu zerbrechen.

 

Ich bin wie Petrus.

Ich fürchte, auch ich habe nicht verstanden, wer Christus ist.

Kein Schönwetterheiler.

Sondern der Trümmergeher. Der Schlachtfeldheiler. Der Kreuzträger.

Halten wir ihn aus - diesen Christus?

Der sich hineinstellt in das Leid - in die Angst?

Lassen wir ihn uns Heil bringen - oder suchen wir unser Heil woanders?

 

Was bedeutet es für uns, Christus zu bekennen - in einer Zeit, in der Leben und Sicherheit bedroht sind wie seit langem nicht - durch Krankheit - durch einen Krieg, der droht, Europa zu zerreißen?

 

Worte alleine genügen nicht - an ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.

Das Bekenntnis steht am Anfang.

Aber unserem Bekenntnis müssen Taten folgen.

Viele Optionen haben wir nicht.

Denn wir können immer nur meinen, was menschlich ist.

Können selbst die Welt nicht retten.

Sondern immer nur kleine Schritte gehen.

Können die Krankheit nicht heilen - aber der Hoffnung das Wort reden.

Können den Frieden nicht erzwingen - aber selbst aus Liebe handeln.

 

Das ist nicht viel - und manchmal verstummen wir. Wie Petrus.

Sind vor den Kopf geschlagen, wenn unsere Liebe zurückgewiesen wird.

Unsere Hoffnung sich als vergeblich erweist.

Und alles, was wir tun, ins Leere läuft.

Dann bleibt uns nur noch das Bekenntnis: Du bist der Christus!

Du stellst meine Füße auf weiten Raum.

Und meine Zeit steht in deinen Händen.

 

Amen.