Donnerstag, 16. April 2020

„Wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott, damit wir wissen, was uns von Gott geschenkt ist.“ (1 Korinther 2, 12)

Geschenke sind was Tolles - und die Vorfreude beim Auspacken fast so schön wie die Freude am Geschenk selbst. Das Betasten des geheimnisvollen Päckchens und das Raten seines Inhalts gehören jedesmal mit dazu. Auch wenn ich beim Raten eher schlecht bin und mich meistens vertue. Denn ich rate immer das, was ich mir selber wünsche - und nie das, von dem ich glaube, der andere hat es für mich ausgesucht. Oder ich schließe vom Äußeren der Verpackung auf das Aussehen des Geschenks - genauso verkehrt.

Denn das erste sind häufig zwei völlig unterschiedliche Dinge und das Äußere hat mit dem Inhalt des Geschenks nicht unbedingt etwas zu tun.

So geht es mir auch oft genug mit Gottes Geschenken. Da wünsche ich mir, dass es endlich wieder weitergeht. Dass uns unsere Freiheit wieder geschenkt wird. Dass wir unsere fröhliche Geselligkeit endlich wieder leben dürfen. Dass die Existenznöte unserer Nachbarn und Freunde ein Ende finden, bevor sie wirklich existenzbedrohlich werden.

Stattdessen bin ich zwei weitere Wochen meiner Grundrechte beraubt. Ist unsere Verfassung zwei weitere Wochen faktisch außer Kraft gesetzt, ohne dass sich darüber jemand groß aufregt. Und bin ich zwei weitere Wochen gezwungen, damit klar zu kommen.

Was ist jetzt also Gottes Geschenk? Äußerlich ist es eher so, dass ich es im besten Fall liegen lassen würde. Gar nicht erst auspacken, da kann sowieso nichts Gutes drin sein.

Innerlich spüre ich aber, wie ich ankämpfe gegen meine Ungeduld - und wie mir viele kleine Momente der Geduld und der Ausdauer geschenkt sind. Kraftmomente - wenn ich die Schönheiten der Mainwiesen genieße. Wenn ich unverhofft Menschen treffe, wir uns kurz begegnen. Miteinander reden, uns austauschen.

Dann merke ich, dass ich heute die Kraft, die Geduld und die Ausdauer erhalte, die ich für den Tag brauche. Nicht für die ganze Woche oder den restlichen Monat. Aber für jeden Tag. Mein tägliches Brot gibt Gott mir heute - und das ist das schönste Geschenk. Amen.

Stephanie Wegner