Freitag, 24. April 2020

HERR, gedenke doch an Deinen Bund mit uns und lass ihn nicht aufhören! (Jeremia 14,21)

Kürzlich habe ich vom Küchenfenster aus einen Regenbogen gesehen. Richtig deutlich stand er am Himmel. So etwas sieht man ja nicht alle Tag und irgendwie ist es schon etwas Besonderes, was einen innehalten und staunen lässt. Man erinnert sich an die Geschichte mit der Sintflut, die man zu Grundschulzeiten im Religionsunterricht gehört und mit einem gemalten Regenbogen im Heft verewigt hat. Aber lange dauert es meistens nicht, bis dann der Regenbogen wieder verblasst und letztendlich ganz verschwindet.

So ein Regenbogen ist doch ziemlich unbeständig. Und doch soll er Zeichen für ein Bündnis sein, was unumstößlich gelten soll und auf das man sich dauerhaft verlassen kann? Wäre da nicht ein anderes Symbol besser geeignet? Zum Beispiel ein Felsbrocken, der immer da wäre, den ich immer sehen könnte? Solange man den Regenbogen sieht, ist man sich des Bundes gewiss und kann darauf vertrauen. Aber was ist, wenn das Naturschauspiel wieder verschwindet? Da beschleicht einen dann doch ein bisschen die Ungewissheit, und man fragt sich, ob Gott noch an uns denkt und an dem Bund festhält.

Irgendwie können wir Menschen doch oft nicht auf etwas vertrauen, was wir nicht ständig sehen. In uns kommen Zweifel auf, ob Gott noch sein Versprechen hält, ob es für ihn noch wichtig ist. Denkst Du noch an Deinen Bund mit uns? Wir fragen nach einem weiteren Zeichen - einem erneuten Regenbogen, der uns dann wieder Sicherheit gibt.

Aber müssen wirklich wir Gott erinnern, dass er zu uns halten soll? Ist es nicht eigentlich eher umgekehrt? Das ist doch das Wunderbare, dass wir uns Gottes Zuwendung gewiss sein dürfen. Nur schaffen wir es oft nicht, darauf blindlings zu vertrauen. Gott hat mich durch die Taufe bei meinem Namen gerufen, ich bin sein. Das gilt unumstößlich, aber trotzdem ist es gut, wenn ich immer mal wieder daran erinnert werde.

In den letzten Wochen bin ich oft nachmittags Fahrrad fahren gewesen, alleine oder mit meinen Jungs. Irgendwie braucht man ja zurzeit etwas Abwechslung. Dabei sind wir oft durch den Wald nach Unterwittbach und zurück geradelt. Am Wegesrand entdeckte ich ein junges Bäumchen, welches aus einem abgestorbenen Baumstumpf wächst. Aus dem Tod erwächst etwas Neues. Es war kurz vor Ostern, als ich das erste Mal an dieser Stelle im Wald vorbeikam, und für mich war es gleich ein Bild für die Auferstehung. Jedes Mal, wenn ich nun daran vorbeifahre, lasse ich mich gerne an Gottes Bund in meinem Leben erinnern. Das ist nun mein ganz persönlicher Regenbogen.

Birgit Groß