Gründonnerstag, 9. April 2020

Was unterscheidet diese Nacht von allen anderen?

Heute ist Gründonnerstag, der Beginn der kirchlichen hohen Feiertage rund ums Osterfest. Jesu feierte, so sagt es uns die Bibel mit seinen 12 Jüngern das letzte Abendmahl. So ist es nachzulesen zum Beispiel im Markusevangelium oder im Matthäusevangelium.

Als Kind war mir aber nie so recht klar, warum genau am Donnerstag und warum genau der etwas mit grün zu tun hat - obwohl es ja um Jesus geht. Gut es gab oft Spinat manchmal auch so eine komische grüne Soße. Jetzt bin ich aber irgendwie froh, dass ich selbst bestimmen kann wie meine Soße auszusehen hat. Bei mir ist sie nicht grün!

Im Licht der Befreiung

Ursprünglich steht das Fest in der Tradition des jüdischen Pessach-Festes. Wurde damals in Gemeinschaft mit der ganzen Familie gefeiert. Es war ein großes Dankfest, an Gott – schließlich hat er sein Volk aus der Sklaverei befreit. Duftende Töpfe mit feinsten Speisen, edle Getränke. Befreiung, das ist wertvoll! Ich würde Ihnen und meinen Freunden auch gern das beste Essen servieren.

Das Pessach begann dann mit der Eingangsfrage: Was unterscheidet diese Nacht von allen andern Nächten? Daraufhin antwortete einer inbrünstig, fast singend: "Einst waren wir Sklaven des Pharaos in Ägypten. Aber der Ewige, unser Gott, führte uns von dort heraus mit starker Hand und ausgestrecktem Arm.“

Dieses Licht liegt immer auch auf dem Gründonnerstag: Das Licht der Befreiung - Jesus weiß, dass dies sein letztes Pessach mit seinen Freunden sein wird.

Ein letztes Mal noch will er mit ihnen Zeit verbringen. Wahrscheinlich freut er sich wie alle auf dieses bunte, laute und schmackhafte Fest!

Auf das hören der Frage!                  ---                                 Auf das antworten für alle Jünger.

Ein letztes Mal – mit ihnen zusammen zu feiern. Das Heilen, die Wunder und der Widerstand gegen die Mächtigen. In diesem Haus in Jerusalem sind alle unter sich – und auf dem Tisch liegt Brot und steht Wein. Jedem ist klar am Tisch, steht dabei das Brot und der Wein fürs Leben. Die Kräuter für den harten Weg.  

„Einst waren wir Sklaven des Pharaos in Ägypten. Aber der Ewige, unser Gott, führte uns von dort heraus mit starker Hand und ausgestrecktem Arm.“

Was heißt dieser Satz auch für die Jünger, die mittlerweile alle glauben, dass mit Ihnen am Tisch der Sohn Gottes, ja Gott selbst sitzt?

Jesus, in der Mitte der Runde seiner besten Freunde, greift zu dem, was Gott und die Natur uns gab: Essen und Trinken. Brot und Wein, dass was gerade am Tisch liegt. Weil sie sich nach Gemeinschaft gesehnt haben, weil sie hungrig waren.

Ein ähnliches hatte ich gerade online. Onkel Paul wurde 80 – Gebursttagsständchen über Zoom eine Videokonferenz. Angestoßen mit Sekt und ein Happy Birthday gesungen in eine Kamera. Gemeinschaft in Corona Zeiten. Gegriffen nach dem was grad da ist! Und ich denke wieder an Gründonnerstag. Dieser Tag hat doch so große Geheimnisse für uns alle.

Ich finde es ist irgendwie auch der rätselhafteste aller hohen Festtage.                                    

Was unterscheidet diese Nacht von den anderen?

Das ist die Eingangsfrage in der Pessachliturgie, als Christ_innen können wir sagen ab dieser Nacht wird alles anders. Denn Jesus geht seinen Weg ans Kreuz – und das alleine. Ich stelle mir oft die Frage warum? Zwar hatte er Freunde die mitgehen würden.

Trotz allem war er nach diesem Mal alleine – ja er fühlte sich zeitweise sogar gottverlassen.

Was unterscheidet diese Nacht von den anderen?

Pfarrerin Stephanie Wegner hat Ihnen gestern eine Idee zum Tischabendmahl gesendet. Vielleicht wird der ein oder andere so oder so ähnlich heute sitzend - liegend – stehend – ratschend oder spielend, mit Sicherheitsabstand oder ohne – gemeinsam Essen. Die Familie ist vielleicht auch grad nicht da.

Wir haben Zeit um uns zu überlegen was gerade gut läuft und was nicht? Im Bibeltext findet diese Überlegung auch unter den Jüngern statt.

Jesus aber greift zum ganz Wesentlichen zu Brot und Wein. Zu all dem was schon immer Leben versprach. In dem er sagte: Da bin ich, hier im Brot! Da bin ich, hier im Wein!  Im Wesentlichen - wenn’s drauf ankommt, auf der Seite des Lebens auf der warte ich.

So gehen wir auf Ostern zu und lassen uns daran von ihm erkennen: An unsrer Freundlichkeit und unserem Schutz gegenüber dem Leben! An der Sicherheit, dass nicht alles stehen bleibt! Ja, dass es weitergeht.

Ohne ein Wort des Vorwurfs, ohne die schmerzhafte Frage: „Was unterscheidet diese Nacht von all den anderen?“

Wenn wir genau hinhören erkennen wir die Antwort auf die Frage, Im heilenden Satz den er uns als Auferstandener in Emmaus zuspricht: „Friede sei mit euch.“ 

Bis dahin bleiben wir und wachen mit dir.

Gebet:

Gott, Vater im Himmel - die Sonne scheint, das Essen duftet – lass mich für heute vergessen was ich die letzten Tage war. So abgeschirmt und ganz außerhalb stehend! Lass mich dich erkennen, als der, der Leben bringt. Gib mir doch noch ein paar Stunden um zu schmecken was notwendig ist.

Für uns alle, für die, die gerade am Körper und im Geist Sehnsucht nach Leben haben. Für die die an der Hoffnung zweifeln. Schenke uns Hoffnung auf Gemeinschaft, auf Leben! Im geteilten Brot und im geteilten Wein warten wir auf dich. Wir bleiben hier und wachen mit dir. Um da zu sein, wenn du wiederkommst.                              

A M E N