Donnerstag, 23. Aporil 2020

„Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist Israel, ich vergesse dich nicht!“    Jesaja 44,21

Es kommt vor, dass ich mit der Sprache der Bibel wenig anfangen kann, ja mit ihr sogar streite. So auch heute: Ein Knecht zu sein wiederstrebt mir durch und durch. Knappe und Knecht waren in den Mittelalterfilmen eigentlich immer sehr abhängige Menschen. Sie mussten sich Rittern und Fürsten fügen. Es war pures Glück einen gerechten Herrn zu haben.

Da bin ich lieber frei und treffe meine Entscheidungen selbst. Unabhängigkeit und Freiheit sind für mich sehr starke Worte. Wer schon mal erlebt hat wie es ist unter schlechten Bedingungen zu leben oder zu arbeiten kann dem vielleicht zustimmen, ja mehr noch, der wird auch aufstehen – so denn er oder sie kann. Aufstehen kann ich in Deutschland - heute.

Genau heute vor 75 Jahren haben das andere für uns gemacht, weil wir für die falschen Herrn, falsche Knechte waren. Das KZ Flossenbürg wurde befreit aus der Knechtschaft der mordenden Nazis, der Deutschen - vorgestern. Daran will ich heute erinnern, bei Sonnenschein!

Der Jubel der Häftlinge war grenzenlos. Doch für viele kamen die Retter und Befreier viel zu spät. Knecht zu sein war damals schon ein übler Stand, weil nur eine Befreier*in sich gegen Ungerechtigkeit wehren kann.  Sophie Scholl, war so eine, eine deutsche Widerstandskämpferin die aufstand gegen die Nationalsozialisten. Sie schrieb einmal: „Was wir sagten und schrieben, denken ja viele. Nur wagen sie nicht, es auszusprechen.“

Heute will ich keinen Vergleich mit Corona in Unterfranken. Ich nehme den Streit mit dem Bibelwort bitterernst! Denke an die Deutsche Sophie Scholl, die Opfer des Nationalsozialismus und an Flossenbürg.

Ich denke an Moria, das Flüchtlingslager auf der griechischen Insel Lesbos indem 20.000 Flüchtlinge in einem Lager für 3.000 Menschen eingesperrt sind. Ein Wasserhahn muss dort für 1.300 Menschen reichen. Da will ich laut werden und ungehalten, nicht, weil ich undankbar bin hier in Sicherheit zu sein.  Sondern einfach, weil ich nie wieder Knecht eines falschen Herrn sein möchte blicke ich in die Zukunft. Denn der, der mich bereitet hat war kein Regierungschef, kein Diktator und kein Despot – er wird mich nicht vergessen und die, die jetzt dort sein müssen auch nicht. Er ist ein Befreier und verlangt das auch von mir seinem Knecht!

Und so spricht der Lehrtext aus dem Hebräerbrief sanft zu meinem bitterernsten Streit mit dem Knecht der mich nicht still sein lässt: „Gebt diesen Glaubensmut nicht jetzt nicht auf! Er wird einmal reich belohnt werden“ Hebräer 10,35

#LeaveNoOneBehind

https://de.wikipedia.org/wiki/Flüchtlingslager_Moria

https://www.evangelisch.de/inhalte/148721/22-02-2018/glaube-handeln-hans-sopie-scholl